Religionsverdrängung durch übermäßige Nutzung der Social Media

Sabrina Manzey

Social Media: Menschen bauen sich eigene Religion

Bandbreite von Ideen im Internet begründet Verwerfen von Traditionen

 

Häufige Internetnutzung kann die Gruppenzugehörigkeit zu einer bestimmten Religion verringern, da Online-Aktivitäten religiöse "Basteleien" begünstigen. Nutzer schustern sich aus der Vielzahl verfügbarer Ideen vermehrt selbst Glaubensrichtungen zusammen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Erhebung von Forschern der Baylor University http://baylor.edu .

 

Sammeln von Ideen.

 

"Basteln bedeutet in diesem Sinn, dass die Menschen fühlen, dass sie Institutionen oder religiösen Dogmen nicht mehr verpflichtet sind. Je mehr Zeit man im Internet verbringt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person keiner Religionangehört", so Researcher Paul K. McClure. Dem Forscher zufolge macht das Internet den Menschen eine breiteren Palette religiöser Traditionen und Überzeugungen zugänglich und kann sie dazu ermutigen, ihre Ansichten anzupassen oder mit ihren Überzeugungen zu experimentieren.

 

Für die Studie haben sich die Researcher mit 1.714 Erwachsenen beschäftigt. "Heute - vielleicht zum Teil auch, weil viele von uns so viel Zeit im Internet verbringen - verstehen wir unsere religiöse Teilhabe eher als freie Agenten, die mit einer Vielzahl religiöser Ideen sogar unterschiedliche widersprüchliche Religionen basteln können, bevor wir entscheiden, wie wir letztendlich leben wollen", erklärt McClure.

 

Zeitraubende Technologie

 

Die Studie, die im "Journal for the Scientific Study of Religion" veröffentlicht wurde, beschäftigte sich auch mit dem Fernsehen. Die Forscher fanden heraus, dass das Fernsehen auch mit Religion verbunden ist, jedoch auf eine ganz andere Weise, wie es beim Internet der Fall ist. "Sowohl TV als auch Internet beanspruchen unsere Zeit. Je mehr Zeit wir mit der Nutzung dieser Technologien verbringen, desto weniger Zeit nutzen wir für religiöse Aktivitäten oder traditionelle Gemeinschaften", erläutert McClure.

  Sabrina Manzey
   

Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36