Wissenschaftliche Betrachtung von Homöopathie und Geistheilung


Dr. Rolf Froböse

 

Homöopathie und Geistheilung: Scharlatanerie oder wissenschaftliches Neuland?

 

Wie kaum eine andere Disziplin muss die Homöopathie seit Jahren als Zielscheibe für die Skeptiker herhalten. Ähnliches gilt für die Geistheilung. Diese bezeichnen die Homöopathie und Geistheilung schlichtweg als Humbug, ihre scheinbaren Erfolge seien nichts anderes als Placebo-Effekte. Das klingt zunächst durchaus einleuchtend, denn die in der Homöopathie verwendeten „Potenzen“, mit denen extreme Verdünnungen bezeichnet werden, dürften unter rein chemisch/pharmazeutischen Aspekten eigentlich ebenso wenig wirksam sein wie klares Wasser. Sie sind oftmals zu gering oder in bestimmten Verdünnungen gar nicht mehr nachweisbar. Demgegenüber kann die Homöopathie auf große Erfolge zurückblicken, die sich durch einen simplen Placebo-Effekt nicht erklären lassen.  Das zeigen auch Tierversuche. Worauf basiert also die Wirkung?

 

Die bisher plausibelste Antwort stammt von Prof. Harald Walach, der bis 2005 Leiter der Sektion „Komplementärmedizinische Evaluationsforschung“ am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene an der Universität Freiburg war und seitdem eine „Forschungs-Professor Psychologie“ an der britischen Universität Northampton bekleidet. Die Wirkungsweise homöopathischer Arzneien begründet er mit Hilfe der Quantenphysik wie folgt.

 

Homöopathie basiert auf zweifacher Verschränkung

 

„Die Homöopathie kann als ein System verstanden werden, das eine zweifache Verschränkung benutzt“. Diese Verschränkung existiere zum einen zwischen dem Wirkstoff und dem zu verabreichenden Lösungsmittel, womit sich das Potenzierungsprinzip erklären lasse, zum anderen gebe es eine Verschränkung zwischen dem individuellen Symptombild und dem Arzneimittelbild, was sich im Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie entspreche.

 

In ähnlicher Weise lassen sich möglicherweise auch die Erfolge der so genannten Geistheilung auf Quantenphänomene zurückführen. Geistheilung ist bei Naturvölkern weit verbreitet, erfreut sich in jüngster Zeit aber auch in den Industrieländern einer wachsenden Beliebtheit. Einer der inzwischen zahlreichen deutschen Geistheiler ist der Berliner Dr. Lutz Wilde, der sich als Quantenphysiker auf die Biophysik spezialisiert hat. „Als Physiker habe ich experimentelle Quantenphysik betrieben“, resümiert der Naturwissenschaftler. „Als Schamane und Geistheiler mache ich nichts anderes. Nur mein Umfeld und meine Methoden haben sich geändert.“

Geistheilung ist angewandte Quantenphysik

 

Dr. Wildes Thesen sind für die Dogmatiker seines Fachs eine reine Provokation: „Schamanismus und Geistheilung ist angewandte Quantenphysik“, behauptet er. Dazu benötige man keine Formeln. Vielmehr müsse man sich nur vergegenwärtigen, was die Quantenphysik aussagt, und dies mit den Ansätzen schamanischer Methoden bzw. denen der Geistheilung in Einklang bringen. Dabei sei das Persönliche, das mit der Quantenphysik erstmalig Einzug in die Naturwissenschaft gehalten habe, besonders wichtig. Wilde im Wortlaut: „Denn wir entscheiden, ob wir ein Erlebnis verdrängen, oder ob uns deren Verstehen gelingt. Beim Verdrängen wird die Aufarbeitung in die Zukunft verschoben, was unseren zukünftigen Spielraum einengt. Wird es dann aber verstanden, erweitert dieser Schritt unseren Spielraum. Wir sind es, die den Erlebnissen einen Sinn geben. Und wir legen fest, welchen Sinn wir ihnen geben.

 

Es ist die Freiheit eines jeden Einzelnen, sich durch eine veränderte Wahrnehmung und Betrachtung aus selbst definierten Zwängen heraus zu entwickeln.“ Die Weisen, Schamanen und Heiler hätten seit Jahrtausenden diese Erkenntnisse angewendet. Dabei seien Methoden entwickelt worden, um genau in dieser Art und Weise dem Patienten zu helfen und seine Heilung zu initiieren. „Und auf diese Weise wird die Kraft übermittelt, um jene gewünschten Veränderungen umsetzen und im Alltag leben zu können“, versichert Wilde.

 

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob nicht die Zeit gekommen ist, das eingezäunte Gelände der Schulwissenschaft zu verlassen? Dabei geht es nicht darum, irgendwelche obskuren Thesen auf eine wissenschaftliche Plattform zu hieven. Vielmehr ist es ein Plädoyer dafür, einige heute noch als übernatürlich bezeichnete Phänomene vorurteilsfrei mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen.

 

In der modernen Wissenschaft darf es keine Tabus geben. Auch der gesunde Skeptizismus erfüllt im Gesamtumfeld als Korrektiv seine Funktion. Aber die Betonung liegt auf „gesund“. Wer skeptisches Denken hingegen mit Dogmatismus verwechselt, tritt unbewusst in die Fußstapfen des mittelalterlichen Klerus. Für den Fortschritt in der modernen Wissenschaft wäre dies verheerend, denn dann hätten wir in der Tat seit Galileo Galilei nicht viel dazu gelernt. Es bleibt zu hoffen, dass viel mehr Wissenschaftler als bisher bereit sind sich zu öffnen, um den noch weitgehend unentdeckten Teil der Natur, das „Universum Incognitum“, zu ergründen. Dies setzt mühsame Pionierarbeit voraus, aber als Früchte locken neue Erkenntnisse, die unser bisheriges Weltbild dramatisch revolutionieren könnten.

 

Im Frühjahr 2008 erhielt Prof. Claudia Witt die Stiftungsprofessur der Karl- und Veronica- Carstens-Stiftung zur Erforschung der Komplementärmedizin an der Berliner Charité. Das ist ein mutiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Weitere sollten folgen.

 

Literaturhinweis:

 

Weitere Informationen zum Thema finden sich in den Büchern von Dr. Rolf Froböse:

  „Die geheime Physik des Zufalls. Kann die Quantenphysik paranormale Phänomene erklären?“

       und „Der Lebenscode des Universums. Quantenphänomene und die Unsterblichkeit der Seele“.

 

 LITERATUR-LINK

http://www.amazon.de/Lebenscode-Universums-Quantenph%C3%A4nomene-Unsterblichkeit-Seele/dp/3778782118/ref=sr_1_6?ie=UTF8&s=books&qid=1260345627&sr=1-6

 

Walach, H., Brednich, A., Heinrich, S. & Eßer, P. (1996) Das Erprobungsverfahren der Innungskrankenkassen zu Homöopathie und Akupunktur. Evaluationskonzept und erste Erfahrungen. [Test phase of homeopathy and acupuncture. Evaluation program and first experiences] Forschende Komplementärmedizin 3: 12-20.

Walach, H. & Haag, G. (1996) Homöopathie bei Kopfschmerzen. [Homeopathy in headaches] Der Schmerz 10: 156-161.

Walach, H. & Righetti, M. (1996) Homöopathie: Wissenschaftliche Grundlagen, Forschungsstand, Forschungskonzept. [Homeopathy: Scientific foundations, state of the knowledge, conceptual problems] Wiener klinische Wochenschrift 108: 654-663

 

Kommentare: 1
  • #1

    R. Strunz (Freitag, 20 Juli 2018 09:14)

    Dr. Froböse traut sich häufig mit ungewöhnlichen Thesen an die Öffentlichkeit -
    Das gefällt mir! Er traut sich auszudrücken - hier - im wissenschaftlichen Rahmen - entsprechend wissenschaftlicher - sonst auch provokant - was nicht jedem gefällt!
    Und Froböse hat meistens Recht - Das zumindest attestiere ich ihm - hier auf jeden Fall!
    Eine Fortsetzung zum Thema, mit weiteren Aspekten in, vielleicht wieder hier, wäre interessant. Mit koll. Gruß , Strunz

Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36