Heinrich Schliemanns Tod in Venedig von 125 Jahren -             Ein Phänomen - Eine Ausstellung in Berlin

 

 Edelgard Richter

 

 

Ausstellung im Neuen Museum in Berlin

 

Zum 125. Todestag des weltbekannten Archäologen Heinrich Schliemann am 26.Dezember 1890 in Neapel wird am 4. Januar 2016 im Neuen Museum auf der Museumsinsel, in dem sich das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte befindet, die Ausstellung „Tod in Neapel“ eröffnet, die dort bis zum 30. Juni 2016 besucht werden kann. Die Sonderausstellung zeigt ausgewählte Exponate aus der Troja-Sammlung sowie den Ausgrabungen von Mykene, Tiryns, Orchomenos und anderen Fundorten. Außerdem werden Teile aus dem berühmten „Schatz des Priamos“ zu sehen sein. Allerdings befinden sich bedeutende Teile des Schatzes als Beutekunst derzeit im Puschkin-Museum in Moskau, die hier nur als Kopien zu sehen sind.

 

Schliemann hatte seine Funde au Anraten seines Freunde Rudolf Virchow, insbesondere den Schatz des Priamos 1881 „dem deutschen Volke zu ewigem Besitze und ungetrennter Aufbewahrung in der Reichshauptstadt“ geschenkt, wofür sich damals Kaiser Wilhelm I. mit einem persönlichen Brief bei Schliemann bedankte. Zu diesem Zeitpunkt war das Museum für Völkerkunde gerade im Bau und so konnten die Exponate erst von 1885 bis zum Jahr 1939 dort besichtigt werden.

 

Außerdem befinden sich im Neuen Museum in der Dauerausstellung von Berliner Troja-Beständen weitere Ausstellungsstücke sowie eine Sammlung ägyptischer Gefäße, so dass sich daraus ein umfassendes Bild über die Ausgrabungen von Heinrich Schliemann ergibt.

 

 

Schliemann - Biographisches 

 

Heinrich Schliemann wurde in einem kleinen Ort in Mecklenburg als fünftes von neun Kindern am 6. Januar 1822 geboren. Er begann eine Lehre als Handelsgehilfe, kam einige Jahre später nach Amsterdam, wo er innerhalb eines Jahres Niederländisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch, später auch Russisch, lernte. In Moskau gründete er ein eigenes Handelshaus für sogenannte Kolonialwaren und nahm die russische Staatsbürgerschaft an. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Kalifornien kam er zurück und heiratete die russische Kaufmannstochter Jekaterina Petrowna Lyshina. Damit begann sein gesellschaftlicher Aufstieg. Während des Krimkrieges (1853-1956) lieferte er an die zaristische Armee Rohstoffe zur Herstellung von Munition. Damit wurde er sehr reich.

 

Nach dem Krieg lernte er Latein und Altgriechisch, besuchte studienhalber Asien sowie Nord- und Mittelamerika und studierte von 1866 an Sprachen und Altertumskunde an der Sorbonne in Paris. Zwei Jahre später führte ihn seine erste Forschungsreise nach Griechenland. Auf der Suche nach der legendären Stadt des Priamos beantragte er eine Grabungserlaubnis bei der Hohen Pforte in Konstantinopel für den Burghügel Hirsalik, wo Troja vermutet wurde.

 

1869 erhielt Schliemann die amerikanische Staatsbürgerschaft und ließ sich in Abwesenheit von seiner russischen Frau scheiden. Im gleichen Jahr heiratete er die 17jährige Griechin Sophia Engastroménos, die er durch den Athener Erzbischof Theokletos Vimpos kennenlernte. 1871 begann er mit Grabungen am Hirsalik und fand bei einer dritten Grabung 1873 unter anderem den „Schatz des Priamos“ sowie Waffen, Kelche und Vasen; insgesamt rund 8.000 Gegenstände aus Edelmetall.

 

 

Grabungen in Mykene

 

In Mykene führte Schliemann ab 1876 Grabungen durch, Hier wurden goldene Totenmasken und andere wertvolle Grabbeigaben gefunden. Die kunstvollste Totenmaske wurde als Goldmaske des griechischen Königs Agamemnon bekannt. Alle Funde sind jetzt im Archäologischen Nationalmuseum in Athen zu besichtigen. Weitere erfolgreiche Grabungen wurden von Schliemann 1884 in Tiryns durchgeführt, wo man auf einen Königspalast aus der Bronzezeit stieß, was weitere Erkenntnisse über die mykenische Epoche erbrachte.

 

Der Kaufmann, Multimillionär und Weltreisende starb am 26. Dezember 1890 in Neapel. Der einbalsamierte Leichnam wurde nach Athen überführt und auf dem zentral in der Stadt gelegenen Ersten Athener Friedhof in einem Mausoleum, das einem dorischen Tempel gleicht, unter großer öffentlicher Anteilnahme beigesetzt.  E. R.

 

 Literatur:

 

 

Troja - Heinrich Schliemanns Ausgrabungen und Funde - Ausstellung des Museums für Vor- und. Frühgeschichte Preußischer Kulturbesitz und der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte -


Berlin, Berliner Gesellschaft für Anthropologie Ethnologie u. Urgeschichte, 1981. Broschur, guter Zustand,, 22,5 x 20,5 cm, Seiten: 96

Felix qui potuit rerum cognoscere causas  

 

 

Gemäß dem Vergilschen Motto bietet die Augustinus-Akademie ein Studienforum zur geistigen Neuorientierung, Vertiefung eigener Schwerpunkte und Erweiterung und Ergänzung vorhandener (Er-)Kenntnisse.  Viele Gelehrte sind angefüllt mit einer selbst erarbeiteten Wissenschaft, oft erweisen sie sich aber als ungeeignet, durch ihr Wissen einen besonderen Eindruck auf die Mitmenschen zu machen, also ihr Wissen adäquat weiterzugeben. Selbst Kult-Wissenschaftler Albert Einstein gehörte zu solchen. Als lehrender Professor an  der Vorgängeruni der Humboldt-Universität versagte er komplett. Es gibt nicht wenige Gelehrte, die ihr geistiges Werk für sich behalten oder es nur im kleinen Kreis präsentieren, sie gelten als "Privatgelehrte". Andere drängt es zur Arbeit am Schreibtisch und späteren Publikationen, von denen sich hier durch kleine oder größere wissenschaftliche Aufsätze einige wiederfinden. Im wissenschaftlichen Austausch kann es es anstehen, die Rede- und Lehrkunst zu erlernen. Vom stillen Leser und Lerner entwickelt man sich zum sozial denkenden Wissenschaftler, der in der Studiengruppe seine Position hat, Wissen weitergibt und annimmt. 

 

Ästhetik-Professor Bazon Brock findet eine ganz eigene Definition von "Akademie":

 

"Die Akademie ist der Versuch, eine Gemeinschaft zu bilden, die dem Academus entspricht, eine Akademie ist ein Zusammenschluß von Menschen, die sich in anstrengenden Zeiten, vornehmlich in Zeiten des Analphabetismus und der allgemeinen Zerstreuung durch kriegerische oder sonstige evolutionäre Prozesse wechselseitig garantieren, daß das, was sie tun, sinnvoll ist. Wir schreiben, wir malen, wir musizieren, wir komponieren und spielen Theater.

 

D.h. eine Akademie wäre ein Zusammenschluß von Menschen, die sich als Schreiber garantieren, daß das Schreiben einen Sinn hat, weil es Leute gibt, die es lesen: nämlich alle anderen Mitglieder der akademischen Gemeinschaft, denn das ist sehr sinnvoll, wenn wir zur Gemeinschaft des akademischen Typs gehören; dann übernehmen wir die Verantwortung dafür, daß Schreiben, Musizieren, Malen sinnvoll von den Malern, Schreibern, Komponisten betrieben werden kann, weil es Leute gibt, die lesen, betrachten, die zuhören und zwar wirklich auf der Ebene der Gleichwertigkeit  des Rezipienten zum Produzenten.

 

 Das hat eine sehr mäßigende und erzieherische Maßnahme, nämlich wenn wir 100 Akademiker in einer  Gemeinschaft hätten, dann könnte jeder Schreiber, um eine Seite zu publizieren nur die Möglichkeit, gelesen zu werden, einklagen, indem er 99 Seiten seiner Kollegen liest.

 

Es ist nur derjenige "Maler", der würdigt, was andere gemalt haben, sonst ist es sinnlos, Maler zu sein. Also sind Akademien heute dringender als je zuvor, Zusammenschlüsse von Leuten, die die Sinnhaftigkeit ihres eigenen Tuns in aller gutsinnigsten Weise begründet haben möchten: diejenige Vergesellschaftung, in der man sich gegenseitig Sinnhaftigkeit garantiert."

 

                     Prof. Dr. Bazon Brock: Kunst als unabdingbare Kritik an der Wahrheit, Vortrag vom 29. Januar 2014

                                                                                                  Bazon Brock ist Rektor der DENKEREI in Berlin SO36